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Interview mit Amelie Sander

Amelie: Hallo liebe Michaela und ihr Lieben! Danke das du mein Buch gelesen hast und danke für deine tolle Unterstützung!
Gerne beantworte ich dir deine Fragen:


Michaela: Warum hast du dich dazu entschlossen deine Geschichte öffentlich zu machen?

Amelie: Das war tatsächlich ein langer Weg. Zum einen waren da viele Zweifel, was bringt das? Wer liest das? Es möchte doch eh keiner lesen. Einen Verlag zu finden, der so eine Geschichte wie meine veröffentlicht, fand ich fast utopisch. Irgendwann kam ich mit meiner Freundin und Retterin Gudrun (sie hat das Vorwort geschrieben) ins Gespräch – wir sprachen nicht nur einmal darüber – und sie meinte, dass es eben schon was bringen würde, wenn ich damit an die Öffentlichkeit gehe, denn ich könnte damit; Erstens anderen Betroffenen Mut machen, nicht aufzugeben und ihnen zeigen, sie sind nicht allein mit ihrem Schicksal. Und Zweites könnte ich mit meiner Geschichte die Menschen sensibilisieren damit bei Kindern und Jugendliche mehr hingeschaut wird. Und erst recht die Menschen die mit Kindern und Jugendliche arbeiten, denn ich finde es sehr, sehr wichtig, genauer hinzusehen, sich zu hinterfragen warum das Kind sich so verhält und ganz wichtig einzugreifen, denn genau in diesem Punkt sind Kinder schwach, sie können sich nicht alleine helfen, weil sie die Umstände, was gerade falsch mit ihnen passiert, nicht verstehen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen brauchen sie Erwachsene, die hinschauen, hinterfragen, nicht lockerlassen und schließlich eingreifen um dem Kind da raus zu helfen. Ich hoffe sehr, das mein Buch dazu beiträgt.
Deshalb an alle: Bitte schaut lieber einmal zu viel hin, als einmal zu wenig, denn jedes Kind das Erwachsenen hilflos ausgeliefert ist, ist eines zu viel.


Michaela: Ist dir das Schreiben schwergefallen?

Amelie: Das Schreiben ist mir insoweit schwergefallen, immer dann, wenn ich die Vergangenheit beschrieben habe, da musste ich schon sehr oft Pausen einlegen. Es ging mir exakt so wie den Lesern, immer bei den extremen Stellen, da dachte ich, ich schaff das nie meine Geschichte bis zum Ende zu schreiben.
Die Zeit nach der Befreiung fiel mir doch wesentlich leichter, wenn auch nicht immer, aber immerhin besser. Am besten ging es mit dem Kapitel 6 „Die Entdeckung des Glücks“, wahrscheinlich, weil es das positivste ist.


Michaela: Wie lange hast du an deinem Buch gearbeitet?

Amelie: Die ersten Notizen machte ich nach ein paar schweren Alpträumen vor etlichen Jahren. Dann wurden aus Notizen, ganze Sätze....dann lange nichts. Wieder Alptraum, wieder Notizen.
Regelmäßig geschrieben habe ich ab dem Zeitpunkt wo ich eine Therapie begonnen hatte, und insgesamt hat das ganze Buchprojekt vier Jahre gedauert.


Michaela: Wie geht es dir heute?

Amelie: Im letzten Kapitel reiße ich es etwas an; Da mein Martyrium fast zwei Jahrzehnte gedauert hat, hat es tiefe Spuren hinterlassen und somit habe ich mit Spätfolgen wie Schlafstörungen, Alpträumen, einer Posttraumatische Belastungsstörung und diverse Körperlichen Einschränkungen zu kämpfen. Aber ich darf in Freiheit leben und genieße nach Möglichkeit die kleinen Glücksmomente die das Leben zu bieten hat.

Michaela: Fällt es dir (noch) schwer über deine Vergangenheit zu sprechen?

Amelie: Manchmal, aber mit dem Schreiben und der Veröffentlichung meines Buches, ist es besser geworden.

Michaela: Wusste dein Vater von den Manipulationen seiner zweiten Frau? Oder hat sie ihn auch beeinflusst?

Amelie: Also mit Sicherheit hat sie ihn beeinflusst, er hat ihr ja immer geglaubt, wenn sie sagte, die Amelie hat dies gemacht, Amelie ist wieder pockig macht nicht in der Schule mit usw. Sie hatte was Schauspielerisches an sich, sie konnte perfekt die Leute und ganz besonders mein Vater für sich einnehmen. Im Nachhinein kann ich es einfach nicht glauben, dass er das nicht gemerkt hat, wie sie mich manipuliert. Ich würde heute sagen, er hat bewusst weggeschaut, warum auch immer? Diese Frage wird leider für mich immer offenbleiben.

Michaela: Vielen hätten bereits nach kürzester Zeit aufgegeben zu kämpfen, einschließlich mir. Durch was hast du die Kraft gezogen nicht aufzugeben und dich nicht von deiner "Stiefmutter" unterkriegen zu lassen?

Amelie: Naja es gab schon sehr viele Zeiten, da hatte ich absolut keine Kraft mehr. Spätestens nach jedem gescheiterten Versuch abzuhauen, wollte ich nur noch sterben.
Ich glaube was mich letztendlich am Leben hielt, war die liebe zur Musik. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn sie mir mein geliebtes Radio weggenommen hätte, dann gäbe es mich heute vermutlich nicht mehr.


Michaela: Wann warst du soweit mit anderen über deine Kindheit/Vergangenheit zu sprechen?

Amelie: Mit meinem Mann schon immer ein bisschen, aber so richtig erst als ich in Therapie war, und als ich mit dem schreiben angefangen hatte.

Michaela: Hast du noch Kontakt zu deinem Halbbruder?

Amelie: Nein. Übrigens seit meiner Flucht, habe ich zu allen Verwandten den Kontakt abgebrochen.

Michaela: Kennt dein Halbbruder deine Vergangenheit und damit die Taten die seine Mutter dir angetan hat? Oder hat er diese nicht mitbekommen?

Amelie: Also es ist so: Mein Halbbruder ist acht Jahre jünger wie ich, somit hat er die vielen Misshandlungen nicht wirklich mitbekommen. Je älter er wurde, desto mehr hat er mitbekommen, das ich anders behandelt wurde, aber da er damit aufgewachsen ist, war es wahrscheinlich für ihn normal, er kannte es ja nicht anders. Und er ist, was mich betrifft, auch manipuliert worden, denn er hat nie was hinterfragt und fragt es sich wahrscheinlich bis heute nicht. Im Gegenteil, er glaubt bestimmt die Version seiner Mutter, denn die böse Amelie hat ja die Familie verlassen, wo sich doch seine Mutter so aufopferungsvoll um sie gekümmert hat. Denn er hat nie den Versuch unternommen mich zu kontaktieren. 

Michaela: Ich bedanke mich noch einmal recht herzlich bei dir, dass du die Zeit für dieses Interview nimmst. Ich wünsche dir weiterhin alles erdenkliche Gute


Amelie: Ich danke dir nochmal liebe Michaela, dass du mein Buch gelesen und dich mit meiner Geschichte auseinandergesetzt hast. Und danke für das Interview. Auch ich wünsche dir und allen Lesern und Follower alles Liebe und Gute
Herzliche Grüße
Amelie

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